Veröffentlicht am: 17. April 2023
Produktive Räume. Kunst und Design aus Krefeld
Manchmal sind ja die verrücktesten Gegenstände plötzlich Kunst und dann kommt die bekannte Frage “Ist das Kunst oder kann das weg”? So kann auch ein Urinal Kunst sein, wenn man es als Spendendose umgestaltet. Entschuldigt ich bin schon mitten im Thema, denn ich habe mir am Sonntag die Zeit genommen, mal wieder Haus Lange und Haus Esters zu besuchen und “Produktive Räume. Kunst und Design aus Krefeld” zu betrachten.
In den beiden Häusern, die von Ludwig Mies van der Rohe 1927/28 für die Seidenindustriellen Hermann Lange und Dr. Josef Esters entworfen wurden, werden aktuell Kunstwerke (Haus Lange) und Designobjekte (Haus Esters) von Kunstschaffenden präsentiert, die in Krefeld und Umgebung arbeiten oder durch einen längeren Aufenthalt hier ihre Prägung erfahren haben. Die Räume sind groß und überschaubar die Fenster noch größer. Während eine Stoffbahn scheinbar ohne Zweck an der Wand hängt, hängen die Texte, die ein Tagebuch füllen könnten, säulenartig von der Decke.
Eine Papierbahn wird zur Skulptur, indem die Formen per Lasertechnik ausgeschnitten werden, eine Mischung aus Stahlrahmen, Holzpaletten und kreisrunden Motiven, die von hinten beleuchtet werden, füllt einen ganzen Raum und ein stummer Diener mit frei platzierbaren Haken ist schon fast revolutionär. Nur die in Pressholz geformten Zäpfchen (die mich an ein Rettungsgerät im Bergbau erinnern) erschließen sich mir nur bedingt.
Werft mal einen Blick in die Fotodunkelkammer, allerdings nur wenn ihr nackte Tatsachen vertragt und wenn ihr einem Stein begegnet, auf dem steht “Cry when you see me” tut, was ihr nicht lassen könnt. Während die Lampenschirme, die mit Wasser gefüllt sind, beleuchtet werden, setzt die Sonne die bunten Vasen auf der Fensterbank von außen ins rechte Licht.
Apropos außen, das erwähnte Urinal, direkt auf der Terrasse, sammelt Spenden, die man in den vorgesehen Schlitz stecken kann und auf dem Rasen hat sich augenscheinlich ein Maulwurf betätigt. Er muß schon starke Grabewerkzeuge für die eisenharten Hügel gehabt haben. Bleibt nur noch die Palaverbank, vier über Kreuz miteinander verbundene Sitzplätze, auf denen es sich sehr gut diskutieren (palavern) ließe.
Jetzt ist es an euch, sich selber ein Bild von der Kunst zu machen und wenn euch die Tatkraft nicht mehr hält, auf zur Wand mit den Holzbausteinen. Hier seid ihr euer eigener (Holzsteck-)Künstler … Veränderung der Wand ausdrücklich erwünscht. Und nicht vergessen, nach der Ausstellung unbedingt eine Runde durch den schönen Garten der beiden Häuser drehen.