Veröffentlicht am: 17. Juli 2023
In der Uerdinger Rheinbrücke
CONCRETE DELUSION – VIRTUAL STANCE
Eine unscheinbare Türe im westlichen Brückenkopf der Krefeld Uerdinger Rheinbrücke, nicht besonders schön, mit Graffiti verziert und normalerweise fürs Publikum verschlossen. An diesem Freitag stehe ich hier mit ca. 20 Kunstinteressierten. Die Uerdinger Rheinbrücke, 1936 als Adolf-Hitler-Brücke eröffnet, ist ein gern fotografiertes Wahrzeichen für jeden, der am Uerdinger Rheinufer spazieren geht. Den Namen von 1936 hat sie nach dem Krieg natürlich wieder abgelegt.
Wie vor einiger Zeit der Bunker am Hauptbahnhof mit der Downtown Gallery, öffnete sich die Brücke oder besser der Brückenkopf am letzten Freitag einmalig für ein Kunstprojekt. Zur Installation im Innern eines Brückenkopfes lädt das Team um den Künstler Manuel Schroeder (Berlin), Sabine Kreuer (Krefeld), Thomas Krutmann (Köln) und Volker Wurth (Wipperfürth) im Rahmen des Stadtjubiläums Krefeld650. Wir durchschreiten die Türe, treten ein und sehen . . . nichts.
Es ist stockdunkel in dem Raum, als die Türe hinter uns zufällt. Wir wurden vorgewarnt, daß die Augen 3-5 Min. brauchen, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Ich höre die über uns hinwegfahrenden LKWs und stupse von Zeit zu Zeit meine Mitbesucherinnen und Mitbesucher ungewollt an. Die Ghostbusters hätten ihre Freude gehabt. Sehen Sie schon etwas, fragt der Künstler aus der Dunkelheit? Dann gehen wir mal ein paar Schritte vor. Was? Nein ich höre nicht nur schlecht, ich sehe auch nichts. Bitte verlaßt mich bloß nicht, ich will nicht alleine zurückbleiben.
Ganz langsam geht es vorwärts. Lampen mit UV-Licht lassen einen Schriftzug “Verhaltet euch ruhig” in einer fraktalähnlichen Schrift erscheinen. Man hört Arbeitsgeräusche, wie ich las von einem Zementwerk, weil Beton das Thema ist, um das es den Künstlern geht. Mittlerweile haben sich meine Augen einigermaßen an die Dunkelheit gewöhnt, ich erkenne blau beleuchtete Wände, es geht in mehrere kleine Kammern, in der letzten tanzt plötzlich eine Frau in einem weißem Hochzeitskleid aus der Dunkelheit. Who you gonna call …?
Es geht zurück in den eingangs gefühlt kleinen Raum. Ein Projektor projiziert jetzt das Bild einer Betonwand an die Wand. Der Raum ist gar nicht klein, im Gegenteil vielleicht 20×20 Meter groß und 6-8 Meter hoch, im Krieg ein Luftschutzbunker. Es ertönt eine Art Ansprache aus dem Off und auf der Wand erscheint ein Mensch. Ich fühle mich kurz an die 1920’er und Fritz Lang erinnert. Die Figur läuft langsam auf uns zu. Die Performance heißt nicht umsonst Concrete Delusion – Konkrete Täuschung. Gerade als ich Gefallen finde, öffnet sich die Türe wieder und nach ca. 40 Minuten kehre ich zurück ins gleißende Sonnenlicht.