Veröffentlicht am: 26. Mai 2023
ÜBER-SCHREIBEN
… Magst du, wenigstens hier, die Ermahnungen hören des Vaters;
Meid’, o Knabe, den Sporn, und kräftiger brauche die Zügel!
Selbst schon eilen sie fort: sie im Flug zu hemmen ist Arbeit.
Auch nicht wähle die Bahn durch fünf gradlaufende Gürtel.
Schlängelnd windet sich schräg ein breitgebogener Querweg,
Welcher, auf drei der Zonen den Lauf einschränkend, die Kreisung
Meidet des südlichen Pols, und der nördlich stürmenden Bärin:
Dort sei die Fahrt; du erkennst die deutlichen Spuren des Rades!
Und daß Himmel und Land gleichmäßige Wärme gewinnen,
Senke du weder den Wagen, noch schwing ihn empor in den Äther.
Allzu hoch verbrennst du der Himmlischen wölbende Wohnung,
Aber zu tief die Länder; am sichersten gehst du im Mittel.
Daß dir weder zur Rechten, wo weit die Schlange sich windet,
Noch linksab zum gesenkten Altar ausbeuge der Wagen,
Halt’ durch beide den Strich … aus dem zweiten Buch, Phaethon.
„Den Text soll Ovid, der bedeutende Dichter der lateinischen Literatur geschrieben haben?“
„Ja, genau, das war der Einstiegstext des Workshops, den Theaterschaffende vom Theater Krefeld bearbeitet haben.”
„Ach, ich hätte auch gerne an dieser Veranstaltung teilgenommen, habe aber im Voraus nichts dazu gelesen.“
„Vermutlich ist das der Grund, dass dieses Format nicht genügend angenommen werden konnte.“
Leider waren nur einige wenige ZuhörerInnen in die Mediothek gekommen, um den Ausführungen der SchauspielerInnen Carolin Schupa, Bruno Winzen, Adrian Linke, Nicolas Schwarzbürger, Paula Emmrich und Eva Spott. Sowie die Dramaturgin Verena Meis, die Souffleuse Martina Schröder, Esther Wissen und dem Schauspieldirektor Christoph Ross zu folgen. Sie hatten sich in vier Tagen Ausschnitte aus dem Buch von Ovid, Phaethon, mit den Theaterautoren Roland Schimmelpfennig und Ulrich Hub vorgenommen.
Beachtlich waren dann die überschriebenen Texte, die im Wechsel szenisch gelesen wurden. Mit dem gleichen Ausgangstext entfachte sich ein leidenschaftliches Feuerwerk der Sprache und die vielfältigen Ideen in Anlehnung an die antike Vorlage.
Das begeisterte die Zuhörer: „Das klingt interessant“.
Erfreulich ist auch, dass Eva Spotts Ideen zu diesem Workshop über das Format: „Zu Gast: …” durch die Stadt Krefeld im Rahmen des Jubiläumsjahres finanziell gefördert wurde. Der Abend wurde mit einer angeregten Diskussion abgerundet. Wie können wir antike Stücke in eine heutige Sprache verwandeln?
Wir dürfen gespannt auf das Ensemble in der neuen Spielzeit sein.