Veröffentlicht am: 26. März 2023

AUF DEN ZWEITEN BLICK – PRODUKTIVE RÄUME

Das Museum Haus Lange Haus Esters öffnet heute, am 26.03.23, seine Türen um eine ganz besondere Ausstellung zu präsentieren: Produktive Räume – Kunst und Design aus Krefeld

Aber Halt: Hier handelt es sich um mehr, als bloße Bilder und auf den ersten Blick, oftmals bloße geometrische Skulpturen. Produktive Räume ist ein gedanklicher Raum, ob gesellschaftlich, ökonomisch, kommunikativ oder politisch. Die Besucher formen sich ihn nach ihrer individuellen Interpretation.

Denn auf den ersten Blick, sah auch ich nur ein an der Wand befestigtes Stück Stoff, welches aber auf den zweiten Blick als Erinnerung an Krefeld als Seiden,- und Textilstadt dient. Was auf den ersten Blick einem Maulwurfshügel auf dem Museumsrasen gleicht, ist in Wahrheit ein von Mathias Lanfer aus Gusseisen gefertiges Stück Kunst und ein satirisches Statement. Hätte ich den dazugehörigen Text neben dem Fenster nicht gesehen, hätte ich ihn sicherlich nicht als besonders wahrgenommen oder sogar übersehen.

Mathias Lanfer spielt mit Materie und formt sie um. Dieses Spiel zeigt sich im Haus Lange in zahlreichen Werken und setzt damit auch die eigene Interpretation aufs Spiel. Die Beobachtung alltäglicher Materialien, offenbart oftmals viel mehr, als erwartet und das häufig erst auf den zweiten Blick. Wenn auch zugegebenermaßen, der Blick sich bei mir davor erst auf die Texttafel richten musste, um einige der Werke zu verstehen. Denn die häufig abstrakten Skulpturen bieten eben aufgrund ihrer Abstraktion einen Großraum für Gedanken, der manchmal schwer zu füllen ist.

Vor einem Raum blieb ich zum Beispiel, trotz offener Tür, zögerlich stehen.  Hinter mir stand eine ähnlich zögernde Dame. Zusammen betrachteten wir mit Sicherheitsabstand den Raum, der aussah wie ein Labor, unwissend, ob man rein konnte oder nicht. Schließlich fragte die Dame: ,, Ist das auch Kunst?” und ja, das war es. In dem Labor-ähnlichen Raum konnte man das Werk Inside-Outside von Manfred Emmenegger-Kanzler betrachten, was sich durch ein Spiel von Licht und Schatten dynamisiert.

Die eigene Wahrnehmung konnte man auch beim Beobachten von Gerhard Hahns LORD OF THE (F)LIES und Barbara Adameks optisch täuschendem Tafelbild Asra testen und das zeigte mir nochmal, wie viel wir erst auf den zweiten Blick sehen.

Die großteilig abstrakten Werke im Haus Lange sind Werke zum Entdecken. Doch dabei entdeckt man nicht nur einen Sinn im Raum und dem künstlerischen Werk, sondern auch einen neuen Teil seiner Selbst. Monika Nelles regt uns zum Beispiel mit ihrer Installation Wasser ist blau dazu an, über unser Verständnis von Wasser nachzudenken und zu erkennen, wie vielseitig es ist und das auf unsere eigene Weise.

Mit dem ersten Schritt in den Ausstellungsraum im Erdgeschoss war mein erster Gedanke: ,,Ganz schön dada hier” und ich lag damit nicht falsch. Der Künstler Thomas Klegin, erweitert das dadaistische Urinal-Werk Fountain (1917) von Marcel Duchamp und bringt es in Form von einer Skulptur mit einem zusätzlichen Brunnen ins Haus Lange. Zweifelslos, das muss man mit eigenen Augen gesehen haben.

Produktive Räume ist mehr als eine Ausstellung. Für mich war es eine einzigartige Erfahrung und eine Reise durch die Interpretationswelt. Es ist ein Gesellschaftsraum, in dem viele Menschen ihr Verständnis ihrer inneren und unserer gesellschaftlichen Welt neu entdecken können und wer seinen eigenen produktiven Raum schaffen möchte, sollte auf jeden Fall mal einen Blick ins Museum Haus Lange/Haus Esters werfen!

Veröffentlicht am: 26. März 2023Tags: , , , 568 Wörter2,8 Minuten LesezeitAnsichten Gesamt: 6998 Tägliche Aufrufe: 1