Veröffentlicht am: 10. Januar 2024
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Die Krefeld Pinguine feiern mit ihren Fans auf dem Theaterplatz die deutsche Meisterschaft 2003 Foto: Stadtarchiv
Teil 58: Zwei Sternstunden des Sports: das „Wunder von der Grotenburg“ und die deutsche Meisterschaft der Krefeld Pinguine
Krefeld ist auch eine Stadt des Sports. Am Stadtwald gibt es die über 100jährige Galopprennbahn und mit dem CHTC Crefelder Hockey- und Tennis-Club 1890 e.V. ist hier auch einer der traditionsreichsten Sportclubs beheimatet. Auf eine 50jährige Geschichte blickt die Schwimmvereinigung Krefeld (SVK 72) zurück, die im Bereich Wasserball überregional sehr erfolgreiche Herren- und Jugendmannschaften unterhält.
Fußball und Eishockey sind zentrale Sportarten in Krefeld
Zwei weitere, für Krefeld ganz zentrale Sportarten sind Eishockey und Fußball. In beiden Disziplinen gibt es große Erfolge, in einem Fall wird sogar von einem Wunder gesprochen. Mit dem „Wunder von der Grotenburg“ schrieb der heute unter dem Namen KFC Uerdingen 05 bekannte Verein Fußballgeschichte.
Das Wunder von der Grotenburg
Am 19. März 1986 fand im Krefelder Grotenburg-Stadion vor 22.000 Zuschauern das Europapokalspiel zwischen dem damals als Bayer 05 Uerdingen auftretenden Verein und Dynamo Dresden statt. Die Uerdinger hatten bereits das Hinspiel 0:2 verloren und auch jetzt sah es schlecht aus. Gegen Ende der ersten Halbzeit lag die Mannschaft mit 1:3 zurück und viele Fans verließen bereits enttäuscht das Stadion. Ein Weiterkommen erschien völlig unrealistisch, es ging nur noch um Schadensbegrenzung. Doch nach der Pause wendete sich das Blatt. Mit sechs Toren, von denen drei Wolfgang Funkel erzielte, gelang der Mannschaft eine sensationelle Aufholjagd. Dabei erwies sich die Tatsache, dass der Dresdner Torwart wegen einer Verletzung gegen einen weniger erfahrenen Spieler ausgewechselt werden musste, als zusätzlicher Glücksfall.
Mit dem Endstand 7:3 konnten die Uerdinger ins Halbfinale gegen Atlético Madrid einziehen. Für den Verein bedeutete das den größten Erfolg in seiner Geschichte.
Eine besondere Bedeutung hatte das Spiel auch als Begegnung einer westdeutschen mit einer ostdeutschen Mannschaft. Vor diesem Hintergrund hatte sich der Fernsehsender ZDF entschlossen, dieses brisante Spiel live zu übertragen. Die Entscheidung war zunächst umstritten, erwies sich aber im Nachhinein als Glücksfall. Auf diese Weise konnten die westdeutschen Fernsehzuschauer das „Wunder von der Grotenburg“ erleben. Durch die Fernsehbilder kamen die zunächst enttäuschten Fans auch wieder in das Stadion zurück. Die Faszination über das Fußballwunder hält bis heute an. 2007 brachte der WDR eine Filmdokumentation heraus, im Krefelder Theater wurde 2021 das Stück „Das Wunder von der Grotenburg“ von dem Kabarettisten Rüdiger Höfken uraufgeführt.
Eishockey gehört zu Krefeld
„Eishockey gehört zu Krefeld wie Samt und Seide und die vier Wälle“, sagte der ehemalige Oberbürgermeister Dieter Pützhofen anlässlich des deutschen Meistertitels für die Krefeld Pinguine im Jahr 2003. Das trifft vielleicht nicht so ganz zu, aber seit bald 90 Jahren fasziniert dieser Sport die Krefelder. Wie passend, dass die Vereinsfarben Schwarz und Gelb auch den Stadtfarben entsprechen.
Im November 1936 beginnt die Eissporttradition
Mit einer ersten großen Eissport-Eröffnungsveranstaltung am 7. und 8. November 1936 begann in Krefeld die Erfolgsgeschichte des schnellsten Mannschaftssports der Welt. Damals trat der Berliner Schlittschuh-Club gegen die German Canadians an. Initiator war der Unternehmer Willi Münstermann. Er konnte neben seinen Kühlhäusern an der damaligen Hindenburgstraße (heute Westparkstraße) ein Gelände von der Stadt pachten und darauf ein Eisstadion errichten lassen. Es wurde in nur 130 Tagen gebaut und im November 1936 mit 8000 Besuchern eröffnet. Mit dem KEV 36 gründete sich eine erste Mannschaft, die von kanadischen Eishockey-Gastspielern geprägt wurde.
Der geschäftstüchtige Münstermann ließ das Stadion im Sommer in ein Schwimmbad mit Sandstrand verwandeln. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es direkt weiter, bereits im Winter 1945/46 erreichte Münstermann, dass das Stadion wieder geöffnet wurde.
Zwei Meistertitel in den 1950er Jahren
Die 1950er Jahre sind von zwei Meistertiteln geprägt. Die jetzt unter dem Namen KTSV Preußen Krefeld agierenden älteren Akteure gewannen 1951 den ersten deutschen Eishockey-Titel für Krefeld. Ein Jahr später holten die jüngeren KEV-Spieler den Meistertitel. Sie waren für ihre Kollegen, die nach einer heftigen Niederlage in Garmisch mit vielen Verletzungen zu kämpfen hatten, erfolgreich eingesprungen. Ein Höhepunkt für den Sport in Krefeld war auch die Ausrichtung der Weltmeisterschaft 1955. Auch dahinter stand Willi Münstermann. Beim Endspiel in der Rheinlandhalle zwischen Kanada und Russland drängten sich über 100.000 Zuschauer.
Die KEV Pinguine holen 2003 den Meistertitel
Es folgten schwierige Jahre und auf Dauer konnten nicht zwei Clubs existieren. 1971 war die Zeit für den KTSV Preußen beendet. 1977 holte der KEV den deutschen Vize-Meistertitel, doch ein Jahr später musste der Traditionsverein Konkurs anmelden. Unter dem Namen EHC Krefeld wurde sofort ein neuer Verein gegründet. Bald konnte der alte Name wieder erworben werden, der Verein spielte wieder in der 2. Liga. In den 1990er Jahren gelang auch der Aufstieg in die 1. Liga, doch die finanzielle Situation blieb problematisch. 1995 wurde unter dem Namen KEV Pinguine Eishockey eine GmbH gegründet, an der 13 Gesellschafter mit einem Stammkapital von 1,6 Millionen Mark beteiligt waren. Da die neue Gesellschaft die Verbindlichkeiten des alten Vereins übernommen hatte, konnten die Krefeld Pinguine auch in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) verbleiben. Von da an ging es auch sportlich wieder bergauf. 2003 rückte die Mannschaft als Tabellensechster in die Play-off-Runde. Waren sie in den Jahren davor meist im Viertelfinale gescheitert, ging es jetzt weiter. In der ausverkauften Köln-Arena holten sich die Pinguine im Spiel gegen die Kölner Haie den deutschen Meistertitel. In Krefeld feierte man das Sportereignis mit 45.000 Fans in der Innenstadt in einem bisher noch nicht gekanntem Ausmaß.
Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.