Veröffentlicht am: 12. Juni 2023
Stadtgang – auf mittelalterlichen Pfaden von Cracau nach Crevelt
Unser Führer, Herr Opdenberg, hat einen Spaziergang ausgearbeitet, der uns von der im Mittelalter weit vor den Toren der Stadt liegenden Burg “Cracau” bis in die Innenstadt des historischen „Crevelt“ führt.
Crevelt war viele Jahrhunderte nicht mehr, als eine kleine Ansiedlung mit wenigen hundert Einwohnern.
Nach der Stadterhebung gab es wohl irgendwann mal eine Stadtbefestigung, nichts ging damals schnell im heutigen Sinne.
Dieser Stadtplan Crevelts weist bereits eine Erweiterung im Osten anno 1678 auf (in der Karte unten).
Warum der Graf von Moers kurz nach 1373 weit vor der Stadt Crevelt eine Burg als Verwaltungssitz bauen ließ, ist nicht belegt. Zumal die Burg im sumpfigen Gebiet der Rheinniederung lag, während der Ort Krefeld etwas höher gelegen auf der Kempener–Krefelder Platte angesiedelt war.
Über die Straße „Am Hohen Haus“ laufen wir über das Gelände, das einstmals das Innere der Burganlage war. Nach fast 300 Jahren wurde die Anlage 1677 abgerissen.
Wir überqueren den von-Beckerath Platz. Die Familie von-Beckerrath, mennonitischen Glaubens und durch Textilherstellung vermögend geworden, baute auf dem ehemaligen Burggelände ein Schlösschen. Bis auf das „Hohe Haus“ ist auch das einer neuzeitlichen Bebauung zum Opfer gefallen. Webseite der Familie von Beckerrath zu Cracau
Wir laufen langsam auf die Stadt Crevelt zu und wenn man auf die Geländehöhe achtet, bemerkt man, dass wir leicht ansteigen. Die Terrassenkante wird gequert. Im heutigen Stadtgebiet ist sie vielfach überbaut oder durch jahrhundertelange Landwirtschaft fast eingeebnet.
Ihr Aussehen muss man sich etwas wie auf dem Bild rechts vorstellen.
Besonders sichtbar ist sie noch in Inrath. Aber auch, wenn man von der Rheinstraße die Uerdinger Straße entlang schaut, sieht man, wie diese etwas abfällt.
Der Name „Sprödental“ weist darauf hin, das man sich hier schon in den niedrigeren Sümpfen befand.
Durch den Bleichpfad erreichen wir die Kreuzung Ostwall / Rheinstraße. Im Mittelalter stand man hier immer noch weit vor den Toren der Stadt.
Die damals übliche Textilfaser war Flachs, der zu Leinen verwebt wurde. Zum Aufhellen legte man Leinen vor der Stadt zum Bleichen auf Graswiesen. Der Straßenname Bleichpfad erinnert daran.
Mit der Industrialisierung wurden die ehemals mit Muskelkraft betriebenen Webstühle mechanisiert. Der Vorgang der Textilherstelliung besteht aus sehr vielen Arbeitsgängen Handarbeit. Die benötigten Handwerker dafür zogen aus dem Umland zu. Es folgten weitere Meister, Gesellen und deren Familien, die die Menschen versorgten.
So erklärt sich das rasante Wachstum der Bevölkerung: in nur 80 Jahren eine Verzehnfachung auf das Niveau einer Großstadt.
Alle diese Neubürger benötigten Wohnraum und so musste das Stadtgebiet immer wieder erweitert werden. Der neu ausgewiesene Bebauungsbereich war bereits in wenigen Jahren nicht mehr ausreichend. Stadtmauern fielen schnell, die Gräben davor wurden zugeschüttet und sind zu Straßen geworden.
Daran erinnert z. Bsp. die Lohstraße: Die Gerber hatten ihre Betriebe damals vor der Stadtmauer an dem umlaufenden Stadtgraben, damit der unangenehme Geruch der Flüssigkeiten zur Lederherstellung bei Westwind nicht in die Stadt wehte.
Der Stadtgang endet an der Alten Kirche mit einer Anekdote aus der Geschichte.
Herr Opdenberg hat Fakten und lebendige Geschichten erzählt und öffnet seinen Zuhörern die Augen für Details.
In 90 Min. werden viele Bereiche der Krefelder Stadtgeschichte gestreift.
Ein bisschen fühlt man sich in die Vergangenheit versetzt. So wird Stadtgeschichte lebendig.
Fazit: unbedingt empfehlenswert ! Anmeldung bitte nur über das Stadtmarketing.
Wer sich vorab schon mit der Stadtgeschichte beschäftigen will, wird hier fündig.
Zum Jubiläumsjahr hat das Stadtarchiv viele geschichtlichen Themen beleuchtet und es werden ständig mehr. Crevelt History 1373
A.B.